Vier junge Männer mit unterschiedlichen Interessenlagen, alle aus dem Dessauer Ortsteil Ziebigk, hatten eines gemeinsam: die Freude an der Musik; insbesondere der rasant aufkommenden Beatmusik.
Die zu Anfang der 1960er Jahre aus Großbritannien zu uns herüber schwappende Beatwelle, fand auch in der DDR bei den vier jungen Dessauern großen Anklang.
Im Laufe des Jahres 1963 gelang es Jürgen Kutschmann, der sich autodidaktisch das Gitarrespielen beigebracht hatte, seinem Bruder Hans Kutschmann und Günther Germann Grundfertigkeiten auf diesem Instrument zu vermitteln.
Von einem jungen Musiker, der Gitarre und Klavier spielen konnte, liehen wir uns eine weitere Gitarre aus und traten erstmals zu einem Klassentreffen einer Abiturklasse auf.
Wir bemerkten sehr schnell, dass Instrumentaltitel nicht allein die Bedürfnisse der Zuhörer befriedigten und erweiterten unser Equipment um 2 Mikrofone.
Mit dem Covern von Gesangstiteln bekannter britischer Beat- und Rockbands, wie den Beatles, Rolling Stones, Spencer Davis Group, Troggs, Kinks u.a. wurde der Bekanntheitsgrad größer und die Spielorte andere.
Die ursprüngliche Besetzung bestand seit Gründung und wurde erstmalig durch die Aufnahme von Sänger, Gitarrist, Klavierspieler und Schlagzeuger Siegfried Papenroth verändert.
Es gab zwischenzeitlich geringfügige Änderungen, die jedoch nicht von langer Dauer waren.
Im Frühjahr 1966 stellte eine andere Dessauer Musikgruppe ihren Spielbetrieb ein. Der Chef der Band, Michael Preuß, fragte uns, ob wir Lust hätten unter dem Namen seiner Band weiter zu machen.
Wir hatten !!!
Die vorrangig von Großbritannien und den USA kommende und von uns nachgespielte Beatmusik war den Politikern der DDR in allen Ebenen ein Dorn im Auge. Sie versuchten mit allen möglichen Befindlichkeiten diese Musik schlecht zu reden.
Die Bands wurden bei Einstufungen am unteren Ende der Skala eingruppiert und mussten mit 3,50 M/Std. bzw. 4,50 M/Std auskommen. Es gab auch höher eingestufte Musikgruppen, aber meist mit der üblichen Tanzmusik oder musikalischer Ausbildung.
Auch Bekleidung und Frisuren unterlagen der Begutachtung der Kulturfunktionäre. So mussten wir unseren englischen Bandnamen ablegen und auf einen deutschen unverbindlichen Namen ausweichen. Wir nannten uns einige Zeit „Rot Weiß“. Wir hatten gerade wieder ein Spielverbot auf Zeit, da bot uns die Abteilung Kultur beim Rat der Stadt Dessau an, am 01. Mai 1966 in Horstdorf wieder öffentlich aufzutreten.
Wir nahmen das Angebot an und bauten unsere Anlage in einer Lokalität in Horstdorf auf. Pünktlich 15 Uhr begannen wir zu spielen. Nach ein paar Titeln kam eine Verantwortliche der Abteilung Kultur des Rates der Stadt Dessau und bat einen Bandvertreter zu einem Gespräch. Ihm wurde erklärt, dass wir die Veranstaltung ordentlich zu Ende bringen müssen und danach unser Spielverbot weiter aufrechterhalten wird. Die Begründung erhielten wir in Schriftform. Sie kam auch mit dem Auftrittsverbot für unbestimmte Zeit.
Ende Oktober 1966 löste sich die Band auf, da 3 Bandmitglieder ihre Berufsausbildung beendet hatten und in der DDR danach der Wehrdienst anstand. Es war also für uns keine Überraschung.
Unseren letzten Auftritt hatten wir im Elbschlösschen/Roßlau. Wir hatten uns etwas vorgenommen...!
Mit Perücken und den härtesten Titeln der Stones heizten wir die Stimmung an. Das Publikum dankte diese Vorstellung mit zertrümmertem Mobiliar, defekten Fensterscheiben und der Band mit einer Geldsammlung zur teilweisen Wiedergutmachung des angerichteten Schadens. Die Quittung der Abteilung Kultur des Rates der Stadt Dessau erfolgte in Form eines Spielverbotes auf Lebenszeit.
Jürgen Kutschmann stieg nach kurzem Gastspiel bei der NVA in die Band „Tangenten“ als Bassist und Sänger ein. Hans Kutschmann, unser jüngstes Mitglied ging als Gitarrist und Sänger zur wohl ältesten Dessauer Beat- und Rockband „Blau-Rot“ (ehem. Twisters).
Letztendlich traten 11 Formationen, auch solche, die schon Jahre nicht mehr miteinander musiziert hatten, auf die Bühne. Einige Musiker konnte man dabei in mehreren Gruppen erleben.
Im April 2018, nach 52 Jahren, kam die Band in nahezu Originalbesetzung zusammen, um das Projekt „Revival Lorados 2.0“ zu initiieren.
Der erste ursprüngliche Schlagzeuger Karl-Heinz Hübner hatte sich aus gesundheitlichen Gründen aus der aktiven Musikszene zurückgezogen. Sein damaliger Nachfolger Siegfried Papenroth war ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen mit seiner Partnerin aus Dessau nach Schleswig-Holstein verzogen, wo er leider verstarb.
Mit großem Eifer probten Jürgen und Hans Kutschmann, Michael Preuß und Günther Germann an der Wiederbeherrschung der Titel aus den „Golden Sixties“.
Leider erkrankte Michael Preuß im Herbst 2019 an einer immer noch nicht heilbaren Krankheit und erlag dieser Ende 2019.
Wir kannten uns, da er hin und wieder schon in unserer Gruppe mitgewirkt hatte.
Der Tod unseres Gitarristen, Sängers und Mitbegründers der Band "Lorados / The Last Times" Hans Kutschmann, Ende November 2023, hat uns zu der Entscheidung geführt, das Projekt "Lorados 2.0" zu beenden.
Es war für uns eine tolle Erfahrung, die Gruppe nach 52 Jahren noch einmal zu aktivieren.
Wir hatten viel Freude bei beispielhafter Übungsintensität. Aber ein neues Mitglied in die Band aufzunehmen wäre aus Aufwands- und Altersgründen wohl nicht mehr angemessen.
MUSIK machen ist eine sehr schöne und sinnvolle Freizeitbeschäftigung.
Man schätzt die Leistung derer, die diese Musik generiert und öffentlich publiziert haben.
Musik hält jung und schützt wesentlich vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen.